Vortrag und Diskussion
Bad Loans, Imperialismustheorie und die Reproduktion des gesellschaftlichen
Gesamtkapitals
Die Krise der Hypothekenkredite in den USA ist der Ausdruck eines regelmäßig zu beobachtenden
Phänomens im real existierenden Kapitalismus: Gehortetes Kapital kann nicht sinnvoll verwertet werden und muss daher mittels eines Börsenkrachs, einer Finanzkrise oder eines Staatsbankrotts aus dem
Reproduktionszyklus des gesellschaftlichen Gesamtkapitals entfernt werden.
Das Phänomen der gesellschaftlichen Überakkumulation von Kapital hat Karl Marx im zweiten Band
des „Kapital“ analysiert. In Rosa Luxemburgs theoretischem Hauptwerk „Die Akkumulation des Kapitals“ wurden - neben R. Hilferdings „Das Finanzkapital“ – zum ersten Mal die Marx’schen Erkenntnisse über die
Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals zur Untersuchung der realen gesellschaftlichen Entwicklungen angewandt. Luxemburg analysierte den Imperialismus, d.h. den Kampf um neue Absatzmärkte des beginnenden
20. Jahrhunderts, als eine Lösungsstrategie des Kapitals für das Problem der Überakkumulation.
Mit der Marx’schen Analyse lässt sich die neoliberale Globalisierung als Lösungsstrategie des
Kapitals für das Problem der Überakkumulation verstehen: das Kapital ist gezwungen sich beständig neue Absatzmärkte auf nationaler und internationaler Ebene zu schaffen um weiter existieren zu können. Dies äußert
sich im Weltmaßstab in einem beständigen Drängen auf ausländische Märkte und auf nationaler Ebene in dem Zwang zur Privatisierung ganzer gesellschaftlicher Bereiche wie Verkehr, Gesundheitsversorgung, öffentliche
Dienstleistungen und Bildung um so dem angehäuften Kapital neue Anlagemöglichkeiten zu ermöglichen.
In dem Seminar sollen der theoretische Ausgangspunkt von Marx und die Analyse Luxemburgs als
Hilfsmittel zum Verständnis grundlegender Phänomene der neoliberalen Globalisierung – wie Weltfinanzmarkt, Welthandel und internationale Arbeitsteilung - dienen.
Jochen Grob, Grund- und Hauptschullehrer
Di. 24.06.08 | 19:00 Uhr Universität Hamburg |
Department Wirtschaft und Politik (ehem. HWP) | Von-Melle-Park 9 | Raum siehe Aushang
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