Fachtagung in Zusammenarbeit mit dem Gesprächskreis Geschichte der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Fachschaftsrates Psychologie der Universität Hamburg
Alte Linke - neue Linke? Die Protestbewegungen der 1968er Jahre in Westdeutschland und Europa;
Knud Andresen, Peter Birke, Manuela Bojadzijev, Angelika Ebbinghaus, Bernd Hüttner, Christian
Frings, Paul Ginsborg, Haris Golemis, René Karpantschof, Marcel van der Linden, Markus Mohr, Gisela Notz, Gottfried Oy, Julia Paulus, Juliane Schumacher, Florian Weis
Vierzig Jahre nach dem Aufstand an der Pariser Universität Sorbonne und dem Beginn des Massenstreiks in Frankreich werden die “1968er Jahre” öffentlich stark
debattiert. Auch die bundesdeutschen Bewegungsereignisse sind wieder im Gespräch, von den Schüssen auf Benno Ohnesorg im Juni 1967, über die “Aprilunruhen” bis zu den Protesten gegen die Verabschiedung der
Notstandsgesetze im Mai 1968. Allerdings steht dabei in STERN, Spiegel oder tageszeitung vor allem der spektakuläre Charakter der Aktionen im Vordergrund. Allzu oft wird die Bewegung auf einen romantischen Aufstand
einiger jugendlicher Helden zusammengeschrumpft oder als Brutstätte gewaltförmiger Politik dämonisiert.
In der historischen und sozialwissenschaftlichen Forschung wird solchen Vereinfachungen die These entgegen gehalten, die “1968er” hätten es zwar nicht gewollt,
seien aber dennoch für die “Fundamentalliberalisierung” der Bundesrepublik verantwortlich. “1968”, heißt es dort, sei ein Ausdruck viel längerfristig angelegter “Modernisierungsschübe” auf ökonomischem und
kulturellem Gebiet. Hinter dieser Öffnung der Periodisierung verbirgt sich der Wunsch, den sozialen Sinn der “1968er” zu retten und gegen die Diffamierung durch die politische Rechte zu verteidigen. Aber die These,
der Aufstand sei Ausdruck einer glücklichen Verbindung von technisch-wissenschaftlichem Fortschritt und Demokratisierung mit, zumindest im Falle der Bundesrepublik, einem guten Ausgang in der Gegenwart, erscheint
angesichts einer anhaltenden Demontage demokratischer und sozialer Rechte heute selbst in der Bundesrepublik merkwürdig antiquiert.
Während die Sensationen, die die Bilder aus dem Jahre 1968 auslösen, heute vielleicht stärker als je zuvor verwertet, kommentiert und reklamiert werden, wird auf
eine Auseinandersetzung mit der Herausforderung verzichtet, die die von Immanuel Wallerstein als "globale Revolution" bezeichneten Bewegungen bis heute darstellen. Mit unserer Tagung wollen wir eine solche
Auseinandersetzung anregen. Dabei wird der Blick bewusst nicht alleine auf die spektakulären Bewegungsereignisse reduziert, sondern auf die lange Vor- geschichte der Protestbewegungen seit den frühen 1960er Jahren
ebenso wie auf den gesamten Zyklus des Aufstands gerichtet, ein Zyklus, der bis in die 1970er Jahre hinein reicht. Unsere Aufmerksamkeit gilt dem global verstreuten Charakter und der sozialen Zusammensetzung der
Proteste. Ein besonderer Schwerpunkt der Tagung wird auf der Frage des Verhältnisses zwischen der “alten” ArbeiterInnenbewegungslinken und den neuen sozialen Bewegungen liegen.
Wir wollen ForscherInnen, Interessierte und aktuell in den sozialen Bewegungen Engagierte zusammenzubringen, für die noch nicht alle Fragen bezüglich der “1968er”
beantwortet sind: Programmfolder
25.04. 14:00Uhr bis 26.04. 19:00Uhr
Universität Hamburg / HG ESA 1, Edmund-Siemens-Allee 1, 20146 Hamburg Anmeldung erforderlich; Kinderbetreuung möglich;
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