Vortrag und Diskussion
Verdinglichung als Bedingung von Humanität? Kritik der Politischen Ökonomie des Sozialismus
Karl Marx gibt in Manuskripten zu verstehen, dass er persönlich ein Leben im versachlichten
(verdinglichten) ökonomischen Zusammenhang, d.h. der kapitalistischen Gesellschaft, einem Leben in vorherigen Gesellschaftsformationen vorzieht. Die bürgerliche Gesellschaft hätte im Bereich der Produktion und
Distribution sowohl unmittelbare Gemeinschaften als auch unmittelbare Herrschaft zugunsten vermittelter beziehungsweise verdinglichter Herrschaft überwunden. Die Frage, inwiefern sie unmittelbare Herrschaft und
Gemeinschaft aufgehoben hat, koinzidiert mit den Fragen, was im Realexistierenden Sozialismus geschehen ist, welcher Rückfall droht, wenn die kapitalistische Produktionsweise abgeschafft wird, beziehungsweise, was
bei ihrer kommenden Aufhebung zu berücksichtigen wäre, um weder staatliche Herrschaft noch totalitäre Gemeinschaft heraufzubeschwören. Inwieweit muss eine Kritik der Politischen Ökonomie auf „Dinghaft
Entmenschlichtes als Bedingung von Humanität“ (Theodor W. Adorno) reflektieren und sich gegen eine Entfremdungs- und Verdinglichungskritik abgrenzen?
Hannes Gießler, Autor des CEE IEH und der Jungle World
Do. 15.04.10 | 19:30 Uhr Druckerei im Gängeviertel | Valentinskamp 39 (Achtung anderer Ort!)
In Kooperation mit der Gruppe Kritikmaximierung
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