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Prof. Dr. Hans-Jürgen Bieling

Öffentliche Vorlesungsreihe

Die Rückkehr des Staates?
Politik, Staat und Gesellschaft nach der Finanzkrise

Mit der Finanzkrise geht die Erosion eines finanzmarktdominierten Kapitalismus einher, der die interna- tionale Politik der letzten beiden Dekaden nachhaltig geprägt hat. Durch die Einbrüche auf den Immo- bilien- und Finanzmärkten, die zu einer global wirkenden Wirtschaftkrise herangewachsen sind, erlangen staatliche Interventionen und Programme eine neue Bedeutsamkeit. Doch folgt der gemeinhin als neo- liberal skizzierten Periode des Kapitalismus tatsächlich eine Renaissance des Staates als politischer und ökonomischer Akteur, ist es also angemessen von der „Rückkehr des Staates“ zu sprechen? Ist die aktuelle Krise nicht vielmehr Ausdruck eines innerkapitalistischen Strukturbruchs, in dessen Folge das wechselseitige Bedingungsverhältnis von Politik, Staat und Ökonomie neu ausgehandelt wird?

Die Vorlesungsreihe soll aus wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Perspektive, die Dimensionen der aktuellen Transformationsprozesse von Staatlichkeit analysieren und dabei den Blick auf eine mögliche Rolle des Staates nach der Finanzkrise richten. Gefragt werden soll aber auch nach den emanzipato- rischen Anforderungen an staatliches Handeln, bei der Konstituierung eines an grundlegenden demo- kratischen und sozialen Rechten orientierten Gemeinwesens.

13.05.09 Prof. Dr. Hans-Jürgen Bieling (Universität Hamburg)
Metamorphosen des 'integralen Staates' – konkurrierende Leitbilder in der Krisendiskussion
Die Krise in der Finanz- und Weltwirtschaft stellt das Selbstverständnis des Staates aufs Neue in Frage. Die alten Leitbilder des „schlanken Wettbewerbsstaates“, „aktivierenden Sozialstaats“ oder „Gewährleis- tungsstaates“ sind passé. Doch zugleich ist ein neues Leitbild, das auf eine breite Zustimmung trifft, noch längst nicht greifbar. Die öffentliche Diskussion ist vielmehr durch die Konkurrenz unterschiedlicher Leit- bilder gekennzeichnet, die ihrerseits durch spezifische Muster einer doppelten – sozioökonomischen und zivilgesellschaftlichen – Einbettung der staatlichen Organisationsformen und Handlungsstrategien gekenn- zeichnet sind.